Das Bild, das wir von uns selbst haben, ist unser Selbstbild. Das Bild, das sich andere von uns machen, ist das Fremdbild. Unsere Bilder entstehen aufgrund der Eindrücke, die wir gewinnen, wie wir bewerten, was widerlegen bzw. beobachten.
Selbstbild, Fremdbild und das Johari-Fenster
Kongruent sein
Stimmt unser Selbstbild mit dem Bild, das die anderen von uns haben, überein, dann sind wir kongruent.
Wir sehen uns so, wie wir sind und die Reaktionen unserer Mitmenschen stimmen dann z.B. mit unseren Erwartungen überein. Der Kontakt mit kongruenten Menschen ist leicht und angenehm. Insbesondere, da sie keine Inszenierungen benötigen, also kein Drama veranstalten. Wir wissen, woran wir mit ihnen sind.
Inkongruent sein
Stimmt unser Selbstbild dagegen nicht mit dem Bild, das andere von uns haben, überein, dann sind wir inkongruent.
Inkongruente Menschen wirken gelegentlich irritierend auf Ihre Mitmenschen. Da das Gegenüber sich nicht so gibt, wie es tatsächlich ist, wissen wir nicht so recht, woran wir mit ihr/ihm sind. Das führt dazu, dass wir solche Menschen lieber meiden. Inkongruente Menschen sind sich der aus sich hieraus ergebenden Konflikte gelegentlich bewusst, nicht jedoch der Tatsache, dass ihre Mitmenschen auf die für sie wahrnehmbare Differenz zwischen Selbst- und Fremdbild reagieren. (Das gilt natürlich auch für den Fall, dass eine Löwin vor dem Spiel sitzt, aber nur eine kleine Miezekatze im Spiegel sieht)
Das JoHari-Fenster
Joseph Luft und Harry Ingham, amerikanische Sozialpsychologen, ‚erfanden' das nach ihnen benannte JoHari-Fenster. Sie nutzten dieses, um Verhaltensweisen von Menschen in Gruppen besser analysieren und beschreiben zu können. Ihm liegt ein zweistufiger Test zugrunde. In Stufe 1 wird das Selbstbild einer Person ermittelt, in Stufe 2 wird eine Gruppe (z.B. Mitarbeiter, Kollegen, Mit-Studierende etc.) gebeten, ihr Fremdbild zu der Person zu beschreiben.
Das Fenster mit den vier Sektoren ist für den Alltag auch ohne die ursprünglich dazugehörigen Psychotests nutzbar. Es hilft uns dabei festzustellen, ob das Bild, das wir von uns selbst haben übereinstimmt mit dem Bild, das die anderen von uns haben. Die vier Sektoren haben in diesem Modell folgende Bedeutungen:
A - öffentliche Person / der Bereich des freien Handelns
Hier zeigen wir uns so, wie wir wirklich sind. Wir sind authentisch, wir denken nicht an die möglichen Konsequenzen unseres Handelns sondern verhalten uns wie spielende Kinder, frei und ungebunden. Meist sind wir so nur im privaten Umfeld, aber selbst dort sind nicht alle so. Wir wissen, was wir tun und wir wissen, warum wir es tun und wir sind uns darüber im Klaren, dass es völlig in Ordnung ist, wenn unser Umfeld das auch mitbekommt.
B - die private Person / der geheime Bereich
Den geheimen Bereich verbergen wir meist völlig oder lassen ihn nur in ganz engem und vertrautem Kreis zu, zum Beispiel in der Partnerschaft oder in einer Therapie-/Selbsthilfegruppe. Manch eine(r) kann seine Geheimnisse aber auch mit niemandem teilen und macht diese Facette seiner Persönlichkeit nur mit sich aus.
Ist die Differenz zwischen der öffentlichen und der privaten Person sehr groß oder entsteht sogar ein gewisser Leidensdruck dadurch, dass wesentliche Persönlichkeitsteile nicht ausgelebt werden, können aus diesem Spannungsfeld Konflikte entstehen, wie bei einer großen Differenz zwischen Fremd- und Selbstbild.
C - der blinde Fleck
Im blinden Fleck liegt das, was wir nicht wissen / nicht sehen, das den anderen aber nicht verborgen bleibt. Mein Partner bemerkt es, auch wenn ich mir nicht bewusst bin, dass ich immer lautstark gähne. Oder ich bin mir nicht bewusst, dass ich immer das letzte Wort haben muss, die Kollegen merken es aber definitiv. Oder ich untermale meine Ausführungen mit markigen oder sogar schlüpfrigen Bemerkungen, was andere störend empfinden, bekomme es aber nicht mit, dass ich das tue.
D - das Unbekannte / Unbewusste
Hier liegt all das, was mir selbst und auch den anderen nicht bekannt / bewusst ist. Entweder gibt es da sonst nichts, oder es gibt sehr wohl etwas, aber das ist allen noch unbekannt da unbewusst. Diesen Zustand erlebt man dann, wenn man jemanden neu kennen lernt und nach dem Kontakt das Gefühl von „ganz nett, aber...“ oder „irgendwas stimmt da nicht“ hat.
FEEDBACK
Feedback dient dazu, uns Aspekte bewusst zu machen, die den anderen auffallen, für uns aber im Bereich des blinden Flecks liegen. Wenn mir ein Seminarteilnehmer sagt: „Wenn man Dir längere Zeit Widerworte gibst verdrehst Du irgendwann die Augen, ist Dir dass bewusst?“ Und mir das bis zu dem Moment nicht bewusst war, habe ich eine wichtige Information erhalten, die bislang noch nicht Teil meines Selbstbildes war. Doch nun kann ich dieses Feedback nutzen, um mein Verhalten zu überdenken und evtl. zu verändern. Zum Beispiel um niemanden in der Seminargruppe durch die beschriebene Verhaltensweise zu verstören.
Mehr zu Feedback erfährst Du im Survival-Guide Feedback oder im Onlineprogramm Feedback.
Herzliche Grüße aus Düsseldorf,
Frank Max
Coach, Autor, einfach|MACHER
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