"Kenn ich!" - "wirklich?" - Wie Übertragungen uns an der Nase herumführen
Bei der Übertragung wird eine Erfahrung, die mit einem anderen Menschen gemacht wurde auf einen aktuellen Gesprächspartner übertragen.
Der Trainer wird als unsympathisch erlebt und abgelehnt, weil er an den strengen Physiklehrer erinnert. Der Polizist wird nicht ernst genommen, weil er uns an einen strengen Lehrer erinnert, der auch immer nur auf den Vorschriften herumgeritten ist. Eine Vorgesetzte wird abgelehnt, weil sie immer so fordernd und lieblos ist, wie der Opa. Eine Übertragung kann ebenso durch optische Ähnlichkeit, wie durch ein ähnliches Verhalten oder eine vergleichbare Situation / Umgebung ausgelöst werden. Wir können meist nicht sagen warum – liegt es am Ort, an den grauen Haaren oder wie der Interaktionspartner steht, sitzt, geht? Wie er spricht oder was er sagt? Aber genau DAS wird bei einer Übertragung nicht hinterfragt. Der „Stellvertreter“ für das frühere negative Erlebnis wird ganz einfach so wahrgenommen, wie der damalige Stein des Anstoßes. Es geht aber auch in positiver Hinsicht und ein Beispiel hierfür ist das sogenannte „Beuteschema“. Wenn wir positive Erfahrungen mit einem bestimmten Typ Menschen gemacht haben, neigen wir dazu, anderen, die diesem Typus entsprechen, auch positiv zu begegnen. Darum sehen sich die Charaktere in der Werbung auch alle irgendwie ähnlich. Entweder sind es komische Käuze, die als sympathischer Außenseiter eine Identifikationsmöglichkeit anbieten und damit punkten sollen oder es ist „der Herr von der Hamburg Manheimer“, „der Persil-Mann“ oder ein Promi, der schon auf andere Weise positiv besetzt ist. Hat die Übertragung zugeschlagen, verhalten wir uns dem Interaktionspartner gegenüber häufig, wie wir uns gegenüber dem ursprünglichen Beziehungspartner gegenüber verhalten haben. Mit Hilfe eines Supervisors, eines entsprechend geschulten Therapeuten oder Coachs können wir lernen, diese Übertragungen wahrzunehmen und unser Verhalten wieder bewusst so kontrollieren. Du kannst einen Schritt in die Richtung „Kontrolle vom Unterbewusstsein zurückholen“ tun, indem Du immer kurz nachdenkst, WER da gerade auf eine schwierige Situation, einen schwierigen Menschen reagieren will. Bist das Du mit all Deinen Ressourcen? Oder ist das so was wie ein „jüngeres Ich“ von Dir, dem nicht Deine Denk- und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, weshalb Dein erster Impuls war, eher spontan und weniger überlegt zu reagieren? Wenn Du merkst, dass Du spontan „zurückschießen“ willst, sag stattdessen kurz „aha!“ oder „Ach was!“ oder „lassen Sie mich das kurz zusammenfassen“ und fasse dann kurz den Sachverhalt zusammen. Frage Dich in dieser kurzen Pause, ob Du reagierst oder Dein jüngeres Ich bzw. Dein Angsthase. Je ruhiger, überlegter und deeskalierender Du reagieren kannst, umso näher bist Du an Deinem heutigen ICH und umso mehr Handlungsmöglichkeiten stehen Dir zur Verfügung. Beste Grüße aus Düsseldorf Frank Max, Coach, Autor, Einfach | Macher www.Frank-Max.com
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